Lotte Römer: Das verstoßene Mädchen

Liest du gerne historische Saga? Eine meiner liebsten Autorinnen, Lotte Römer, hat mit „Das verstoßene Mädchen“ zum erten Mal ein Buch dieses Genres geschrieben und veröffentlicht. Ich habe mich riesig gefreut, dass ich es innerhalb eines Tandeam Readalongs lesen durfte

Heute kommt meine Rezension.

Fannerl lebt mit ihrer recht wohlhabenden Familie in Innsbruck. Die junge Frau kümmert sich aufopferungsvoll um ihre jüngeren Schwestern und hat ein enges Verhältnis zu ihrem Vater. Und dann ist da noch Johann, Sohn eines Kaufmanns, der ihr Herz erobert hat. Es sieht alles ganz nach Hochzeit aus…
Früher war es in Innsbruck üblich, dass die gut situierten Familien ihre Wäsche an die Wäschefrau des Sellraintals gaben. Diese bearbeiteten sie in den Bächen und auf den Wiesen des Tals und sorgten damit für blütenreine Wäsche. Dorthin bringt Fannerls geliebter Vater regelmäßig die Wäsche- bis er eines Tages dort tödlich verunglückt.
Fannerl ist untröstlich. Ihr Vater war ihr ein guter Ratgeber und echter Freund. Damit die Familie nicht ihren Stand und Reichtum verliert, heiratet ihre Mutter schnell wieder. Doch dieser Stiefvater akzeptiert Fannerl nicht. Was an ihrer hellen Haut und den weißblonden Haaren liegt. Sie wird verstoßen und verlässt die Familie in einer Nacht- und Nebelaktion.
Am Grab ihres Vaters hat sie die geheimnisvolle Franza kennen gelernt. Die Waschfrau scheint ein enges Verhältnis zu Fannerls Vater gehabt zu haben. Dorthin flüchtet sie und hofft, dort fortan unterkommen zu können. Doch dafür muss Fannerl mitarbeiten. Sie wird zu einer Waschfrau. Eine andere Option gibt es nicht. Und sie zeigt, was wirklich in ihr steckt. Aber was ist mit Johann? Warum hat er ihren Brief nicht beantwortet?

Lotte Römer beherrscht auch historische Romane. Ich habe sofort ihren Schreibstil wieder erkannt, der in diesem Buch genauso flüssig und mitreissend ist in ihren anderen Werken.
Fannerl wirkt auf den ersten Blick wie eine junge Frau aus gutem Hause, die sich um nichts Sorgen machen muss. Aber sie ist so viel mehr. Sie ist sehr willensstark, hat ein großes Durchhaltevermögen und einen ebenso großen Gerechtigkeitssinn. Es hat mir imponiert, wie sie die Arbeit im Sellraintal von jetzt auf gleich annimmt und sich dem neuen, eher ärmlicheren Leben dort stellt und anpasst. Sie findet in Franza eine neue Familie und sogar Freunde. Sie ist fleissig, kann sich durchsetzen und sehr hart arbeiten.
Mir hat das Setting im Sellraintal sehr gut gefallen. Ich kannte diese Region Österreichs noch gar nicht. Und ich würde sie gerne mal sehen, denn sie wirkt auf mich sehr ursprünglich und natürlich. Und die Bäche und Flüsse dort müssen sehr rein und klar sein.

Ich hätte nicht gedacht, dass mir ein historischer Roman so gut gefallen könnte. Es fiel mir sogar sehr leicht, in das Geschehen einzutauchen. DAs liegt natürlich an Lottes Schreibstil, aber auch an der großartigen Geschichte.
Die Autorin hat das Setting intensiv recherchiert und wiedergegeben. Das finde ich klasse. So habe ich so viel über die Waschfrauen damals erfahren, was ich sehr interessant finde. Ich habe alles aufgesaugt.
Hinzu kommt eine bittersüße Liebesgeschichte, denn so ganz kann Fannerl Johann niemals vergessen. Dieser hat mich zunächst aufgeregt, warum reagiert er nicht auf ihren Brief? Aber im Laufe der Geschichte gibt es Entwicklungen dazu.

Fazit: „Das verstoßene Mädchen“ ist der erste historische Roman der Autorin und ein erste Band. Ich bin gespannt, was uns dahingehend noch erwartet. Ich hatte wunderbare Lesestunden, habe viel gelernt und habe mit Fannerl mitgelitten und geweint. Es tat mir in der Seele weh, wie die junge Frau verstoßen wurde. Doch sie gibt nicht auf und das ist sehr beeindruckend. Die ganze Atmosphäre des Buchs hat mich gepackt, ich habe das Buch zeitnah beendet und es war wie immer bei Lotte: ich konnte es nicht zur Seite legen.

Ein wunderschöner, unterhaltsamer historischer Roman.