Das Cover dieses Romans von Jo Wilde sieht locker-leicht aus, gefällt mir ausgesprochen gut- aber erweckt den Anschein eines typischen Frauenromans. Dabei bietet „Nur wir beide“ viel mehr als lockere Unterhaltung!
Klappentext: „In guten wie in schlechten Zeiten – das haben Julie und Michael Marshall einander vor 35 Jahren versprochen. Die schlechten Zeiten überwiegen allerdings schon lange. Julie will endlich einen Schlussstrich ziehen und ihrem Mann die Scheidungspapiere überreichen. Doch ausgerechnet an diesem Abend verkündet der Premierminister den nationalen Lockdown. Julie und Michael können sich kaum etwas Schlimmeres vorstellen, als auf unbestimmte Zeit zu Hause festzusitzen. Die erzwungene Zweisamkeit birgt jedoch auch eine unerwartete Chance: Kann es ihnen gelingen, an die guten Zeiten anzuknüpfen und einen Neuanfang zu wagen?“
Julie und Michael sind zwei wunderbare Protagonisten! Sie sind seit 35 Jahren miteinander verheiratet und somit keine allzu jungen Protagonisten mehr. Das hat mich erst mal hadern lassen: kann ich mit diesem Roman etwas anfangen? Kann ich!
Die Beiden stehen an einem Punkt in ihrem Leben, ihrer Ehe, wo sie nicht wissen, was sie tun sollen. Julie ist schon einen Schritt weiter und hat die Scheidung eingereicht. Doch ihr Plan wird vereitelt, denn plötzlich bricht eine Pandemie aus, plötzlich müssen auch die beiden Eheleute unfreiwillig in den Lockdown, den die Regierung ankündigt. Für das Ehepaar erscheint diese Zeit wie ein unerträglicher Zwang. Denn sie verstehen sich scheinbar schon lange nicht mehr und noch mehr gemeinsame Zeit, die sowieso sinnlos ist? Aber dann kommt alles anders und sie müssen miteinander auskommen. Aber haben sie wirklich die Liebe zueinander verloren? Oder nur das Verständnis füreinander? Kann ihnen der Lockdown am Ende etwa gut tun?
Es war schön, in beide Gefühlswelten Einblick zu erhalten, denn der Roman ist aus der Sicht beider Protagonisten geschildert, was die Lektüre einfacher macht. Wir werden Zeugen davon, wie die einstige glückliche Beziehung in eine Krise und in die Nichtigkeit schlittern konnte. Jeder der Beiden berichtet, wie es zu der Krise kam und so weit kommen konnte, dass Julie die Scheidung will. Und ja, hinter der Krise steckt mehr als Unverständnis für den anderen. Fehlende Romantik, die im Alltag verloren ging und vieles mehr.
Es war ein Leseerlebnis, die Beiden im Lockdown begleiten zu können. Sie sind gezwungen, miteinander zu reden, miteinander Zeit zu verbringen und ihre Situation zu überdenken. Denn an einer Sache scheint es nicht zu mangeln: Gefühle, Liebe.
Ein unterhaltsamer Roman der anderen Art. Ein schöner Schreibstil, ein tolles Paar, eine außerordentlich andere Situation und der Weg zurück in die Liebe- toll!
4/ 5 *