Bisher habe ich keinen Roman der Autorin gelesen. Mit „Marillas Schicksal“ hat Juliana Weinberg den dritten Band der „Gut Erlensee“-Reihe veröffentlicht. Und der vertrieb mir auf angenehme Weise meinen Weihnachtsfrust und meine Einsamkeit.
Das Buch spielt im Jahr 1924 in der Nähe von Kiel. Marilla ist fassungslos. Sie hat ihre große Liebe verloren und damit auch ihren Lebenssinn. Sie möchte sich nur zurückziehen, möchte nichts sehen und hören. Aber da sind noch ihre Schwestern, die nicht zulassen möchten, dass Marilla sich nicht mehr auf dem Gut Erlensee betätigt, welches der Familie gehört. Und sie nimmt den Wunsch an, ist fortan an der frischen Luft, verbringt Zeit mit den Pferden und in der Natur. Langsam halten die guten Gedanken wieder Einzug. Dafür sorgt auch der lebensfrohe nachbar Leonhard, der sie auffängt und zu dem sie eine besondere Verbindung aufbaut. Aber dann passiert etwas, was alles zerstören könnte…
Wie mir eine befreundete Leseratte mir mitteilte, war Marilla in den ersten beiden Bänden eine lebensfrohe junge Frau, die eine ungeheure positive Einstellung hatte. Aber durch den Verlust des Ehemannes, den sie sehr geliebt hat, versinkt sie in einem tiefen Loch aus Sinnlosigkeit und Trauer, Verzweiflung und auch einiger Hoffnungslosigkeit. Jede der Schwestern scheint einen eigenen Charakter zu haben und ich werde mir die ersten Bände noch kaufen.
Ich habe Marilla in mein Herz geschlossen. Ihre Trauer um die verlorene Liebe ist so berührend, so emotional und intensiv geschildert. Zusammen mit dem flüssigen, angenehmen Schreibstil der Autorin habe ich mich sehr wohl auf Gut Erlensee gefühlt. Ich habe die ersten Bände bisher nicht gelesen, aber es gelang mir, in den Storplott hinein zu tauchen und mitzufiebern.
Ich mag die Entwicklung von Marilla sehr. Sie war einst lebensfroh und aktiv, hat sich dann aus gutem Grund zurück gezogen. Zu erleben, wie sie langsam wieder neuen Mut fasst, eins wird mit der Natur und durch die frische Luft wieder regelrecht durchatmen kann, war einfach schön. Dazu hat sich mit Leonhard ein Handlungsstrang angebannt, den ich sehr sehr mag. Der positive junge Mann tut unserer Hauptprotagonistin sehr gut. Und dann passiert etwas, was alles in Gefahr bringen könnte und was mich wirklich aufgeregt hat. Der Spannungsbogen war ideal, damit wurde die Geschichte noch mal unterhaltsamer.
Ich bin dankbar, diese Reihe für mich entdeckt zu haben. Dieser Roman gefällt mir äußerst gut, besitzt genug Tiefgang, beschäftigt sich mit wichtigen Themen und ist herrlich unterhaltsam. Ich bin gespannt auf die Schicksale der anderen Schwestern.
4,5/5 *