Stéphane Carlier: Clara Und Die Posie Des Lebens

Lange hielt ich kein Buch mehr in den Händen, welches mir optisch so gut gefiel.  Es fühlt sich so hochwertig, aber auch gleichzeitig so leicht an. Als wöre der Einband mit Leinen gebunden. Die Bilder darin haben mich verzaubert und ich mag die kurzen Kapitel sehr, auch konnte mich der Schreibstil überzeugen. Aber kommen wir erst mal zu meiner kurzen Inhaltszusammenfassung:)

Claras Leben ist geordnet, gut sortiert. Die Friseurin liebt ihren Job in einem recht altbackenen, aber liebevoll eingerichteten Salon in Frankreich und liebt die Geschichten ihrer Kundinnen. Ihre Chefin macht ihr das Leben nicht immer leicht, aber auch hier zeigt Clara immer Geduld. Sie ist in einer Beziehung und lebt mit ihrem Freund und einer Katze zusammen in einer Wohnung. Sie freut sich auf die routinierten, gemütlichen Abende mit ihnen. Aber dann passiert etwas, was Claras Leben auf den Kopf stellt.

Ein Fremder, der im Salon war zum Haareschneiden, lässt sein Buch im Salon liegen: Marcel Proust. Clara ist absolut kein Bücherwurm, aber das Buch zieht sie irgendwie an- und begeistert sie. Sie liest es durch- bis zum Ende. Und Proust schafft etwas, was sie niemals für möglich gehalten hätte: ihr Leben wird fortan anders sein.

Die Aufmachung finde ich sehr edel und schick. Und ich liebe Literatur, von daher wird dieses Buch für immer in meiner Sammlung bleiben. Danke an den Verlag für das Zusenden. Kommen wir jetzt zu den anderen Aspekten.

Der Schreibstil ist wunderbar leicht und gut verständlich, die Geschichte ist sehr schön  und schlicht konstruiert. Das Ganze besitzt viel Tiefgang, aber auch viel Melancholie. Natürlich war mir das klar, denn alleine der Klappentext verspricht dies. Und ich habe es geliebt, wie die Autorin der Literatur ein wunderbares Zeichen der Anerkennung schenkt mit ihrem eigenen Buch!

Es geht darum, was Literatur im Leben eines Menschen beeinflussen kann. Das ist ein schöner Gedanke, der mir aber zu wage, zu dünn erzählt erscheint. Da hätte ich mir mehr erhofft.

Trotzdem ist das Buch eine Bereicherung, die ich sehr gerne gelesen habe. Ein ruhiger Roman, eher gesagt eine Novelle, die kurzweilig, aber tiefgründig ist und die berührt. Zwar nicht so sehr, wie ich es mir erhofft habe, aber es ist eine angenehme Ehrung der Literatur, die leider hinter meinen Erwartungen bleibt.

4/5 *