Ist dir Ruth Berlau ein Begriff? Sie war eine Mitarbeiterin von Bertolt Brecht- und eine seiner Geliebten. Berlau war Schauspielerin, Regisseurin und Journalistin, also vielseitig. Ihr Leben war gezeichnet von vielen Höhen und Tiefen und von überraschenden, aber auch seltsamen Ereignissen. Ihre Beziehung zu Brecht war nicht gesund, fast schon toxisch, zumindest bestand eine gewisse emotionale Abhängigkeit seitens Ruth vom bekannten Künstler. Dieser war sich ihrer bedingungslosen Liebe durchaus bewusst und hat sie trotzdem immer auf Abstand gehalten. Er war der Lehrer, sie die Schülerin.
Bertolt Brecht ging ins Exil in die vereinigten Staaten. Das gemeinsame Kind verstirbt kurz, nachdem es das Licht der Welt erblickt hat und das Verhältnis zwischen Ruth und Brecht bekommt erste Risse. Sie kehren nach Ostberlin zurück und Brecht bricht mit ihr. Doch bei ihr bleibt noch immer diese emotionale Abhängigkeit zurück, die ihr Handeln und Denken steuert. Dabei war Ruth Berlau soviel mehr als die Geliebte des bekannten Brechts.
Autorin Andrea Paluch hat mit „Alles für einen: Ruth Berlau“ ihre Lebensgeschichte aufgeschrieben und ist ihr gedanklich nachgereist, angefangen im Jahr 1928. Sie reist von Kopenhagen nach Paris. Und sie sorgt dafür, dass wir ganz andere Facetten Berlaus kennen lernen. Denn sie war nicht nur die Geliebte, die eine ungesunde Beziehung zu Brecht führte. Sie war tough, schlagfertig, scherte sich nicht um Konventionen und hatte ihre ganz eigene Art von Humor – und Leben.
Ich habe mich in der Schule und auch später häufiger mit Bertolt Brecht befasst. Seine Geschichte hat mich fasziniert. Aber zu kurz kam immer mein Wissen über Ruth Berlau. Wer war diese Frau wirklich? Ich finde es fantastisch, dass die Autorin ihr Leben beleuchtet. Dies tut sie auf ihre eigene, beeindruckende Art.
Sie erzählt. wo ihre Verbindung zu Ruth Berlau besteht und berichtet uns auf sehr angenehme Art von deren Lebensweg. Wer war die junge Dänin? Wie ging sie mit ihrem Schicksalsschlägen um und wie hat sie sich ihre schlagfertige, toughe Art bewahrt?
Andrea Paluchs Schreibstil ist erfrischend, umumwunden und auf den Punkt gebracht. Er ist herrlich unterhaltsam und auch authentisch. Ich hatte die Befürchtung, dass „Alles für einen“ eine trockene Biographie werden könnte, aber dem ist überhaupt nicht so. Ganz im Gegenteil. Paluch bringt uns nicht nur das Leben der vielseitigen Berlau näher, sondern auch deren Persönlichkeit. Dies tut sie auf nicht nur gut verständliche, sondern auch unterhaltsame Art. Ab und zu wirkt ihr Schreibstil auch schon poetisch, die meiste Zeit aber doch schnörkellos und mitreissend.
Die Geschichte einer beeindruckenden Frau voller Lebensfreude, aber auch voller Schicksalsschläge.
Beeindruckend, eine Leseempfehlung von mir.
Erschienen ist das Buch im Ellert & Richter Verlag.
Andrea Paluch wurde 1970 geboren, hat ohre Promotion in Anglistik abgelegt und viele Bücher für Kinder, Jugendliche und eben auch Erwachsene geschrieben. Zusätzlich ist sie als Übersetzerin, Dozentin & Journalistin tätig. Im Verlag sind andere Romane der Autorin erschienen.
