Franziska Blum: Chiemseeträume

Wer mich kennt und wer meine Rezensionen regelmäßig liest, der weiß, dass ich die Bücher von Lotte Römer sehr gerne lese. Unter ihrem eigentlichen Namen hat sie mit „Chiemseesommer“ im letzten Jahr einen wundervollen Roman veröffentlicht, den ich sehr sehr mochte. Mit „Chiemseeträume“ erschien Band 2. Konnte die Geschichte rund um Christina und ihre Töpferei mit Band 1 mithalten?

Im ersten Band „Chiemseesommer“ lernten wir Stadtpflanze Nelly kennen, die auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater in Priem am Chiemsee landet. Er betreibt dort eine Lakritzmanufaktur, die auch in Band 2 erwähnt wird. Mittlerweile ist Nelly in die Familie Rieger aufgenommen worden und versteht sich mit ihrer Halbschwester Christina prima. Diese war anfangs eher stur und sehr skeptisch, was Nelly anging. Und um Christina geht es nun!

Sie arbeitet in der Manufaktur mit, aber es macht ihr keinen Spaß. Denn ihre Leidenschaft war schon immer das Töpfern, das Erschaffen von tonernen Kunstwerken mit den eigenen Händen. Regelmäßig stattet sie der Fraueninsel im Chiemsee, also direkt um die Ecke, einen Besuch ab. Dort steht neben einem Kloster eine wunderbare Töpferei, in die sie sich verliebt hat. Bei einem Ausflug auf die Insel, fällt Christina eine große Möglichkeit vor die Füße: die bisherige Besitzerin sucht eine Nachmieterin für ihren Handwerksbetrieb. Sie weiß anfangs nicht, ob sie das Abenteuer wagen soll, aber Nelly ist es, die ihr Mut zuspricht und so erfüllt sich ihr größter Traum: sie ist die Inhaberin der Töpferei. Dafür zieht sie mit ihrem Sohn Michael auf die Fraueninsel, denn zur Töpferei gehört auch eine schöne Wohnung. Christina wird sofort von den anderen Inselbewohnern warm empfangen und sie erleichtern den Beiden die Eingewöhnung. Besonders Fischer Benedikt, genannt „Bene“, findet Gefallen an der jungen Frau. Und sie versteht sich mit fast allen Bewohnern der Fraueninsel…

Fast… denn eines Tages passiert etwas schlimmes und Christina hadert mit ihrer Entscheidung. Jemand will sie nicht auf der Insel haben- oder steckt was anderes dahinter?

In der Zwischenzeit kehrt Michaels Vater in ihr Leben zurück- und zeigt auf einmal Seiten, die sie lange nicht an ihm erlebt hat. Er kümmert sich liebevoll um seinen Sohn- und ihr kommt der Gedanke, dass aus den dreien eine richtige Familie werden könnte. Aber da ist noch Bene, mit dem es gefunkt hat, der so anders ist als ihr Ex. Der kein Geheimnis aus seiner Zuneigung zu Christina macht, ihr das deutlich zeigt und der auch ihren Sohn großartig behandelt. Als dann die Töpferei in Gefahr gerät, zeigt sich, wer wirklich an ihrer Seite steh. Doch wem gehört ihr Herz und wird sie die Töpferei behalten?

Ich möchte nicht zu viel verraten. Ich mag es sehr, wie die Töpferei uns näher gebracht wird. Außerdem mag ich die Atmosphäre des Settings auf der Fraueninsel sehr. Ich habe Christina nicht verstanden, dass sie auf einmal wieder Gefallen am Vater ihres Sohnes findet und Bene damit verletzt, aber das ist ja meine persönliche Wahrnehmung 🙂 Christina hat eine tolle Entwicklung nach Band 1 erlebt. Sie ist umgänglich, authentisch, warmherzig und ehrlich. Und ich mag auch Michael, ein toller Junge, den die Autorin da als Nebenprotagonisten erschaffen hat. Und was ich besonders mag: wir treffen Nelly und alle anderen Protagonisten des ersten Bandes wieder. Klasse.

Ich hatte wieder große Freude beim Lesen und habe mich durch das toll transportierte Setting direkt an den Chiemsee entführt gefühlt. Ein warmherziger, spannender Roman rund um eine Frau, die ihren Traum verwirklicht und dabei das eine oder andere Hindernis aus dem Weg räumen muss.

4,5/5*