Bis vor eineinhalb Jahren war der Begriff „mentale Gesundheit“ für mich zwar klar, aber hatte keine große Bedeutung. Ich lebte mein Leben, ich pflegte meinen Vater, ich traf meine Freunde, ich ging aus, ich verreiste, ich überstand toxische Beziehungen. Bis es bei mir richtig „knallte“, als mein Vater starb und meine Angst- und Panikstörung zurück kam, die ich vor 12 Jahren erfolgreich hinter mir lassen lonnte. Seitdem herrscht bei mir kein normaler Zustand mehr, ich bin in Tiefentherapie und habe mich sehr verändert, vieles hinterfragt und vieles zum positiven verändert. Ich bin meiner Therapeutin dankbar, die mich zu 100 % versteht und unterstützt. Aber ich mag es auch, mich zu diesem Thema zu belesen. Und da kam „Brain Blues- Warum unser Kopf uns mit Ängsten und Depressionen schützen will und wie es gelingt, sie zu überwinden“ von Anders Hansen wie gerufen. Auf 288 Seiten liefert der Autor fundiertes Wissen rund um Depressionen und Ängste. Heute möchte ich euch das Buch vorstellen und euch verraten, warum ich es wirklich empfehlen kann.
Klappentext: „Wer psychische Probleme hat, meint häufig, mit seinem Gehirn sei etwas nicht in Ordnung. Doch Ängste und depressive Gefühle sind biologisch natürliche Reaktionen – Überreste aus der längst vergangenen Zeit, als Hunger und Infektionen allgegenwärtige tödliche Bedrohungen waren. Wir sind nicht dafür gemacht, dauernd glücklich zu sein, denn sonst hätten unsere Vorfahren nicht lange überlebt.
Der Psychologe und schwedische Bestsellerautor Anders Hansen zeigt, wie menschliches Wohlbefinden funktioniert und weckt gleichzeitig Hoffnung, dass wir uns in der heutigen komplexen und vernetzten Gesellschaft durchaus wohlfühlen können. Damit das gelingt, müssen wir uns besser um unser Gehirn – und unseren Körper – kümmern und vielleicht auch aufhören, ständig dem Glück nachzujagen.
BRAIN BLUES enträtselt die allgegenwärtige Besorgnis in Bezug auf Angst und Depression in unserer modernen Gesellschaft und verbindet neurowissenschaftliche Forschung und empirische Erfahrungen mit individuellen Anekdoten.“
Erschienen ist das Buch im Verlag Goldmann am 12.09.23. Ich habe es durch das Bloggerportal erhalten und habe mich darüber gefreut. Danke, dass ich es lesen und rezensieren durfte!
Für mich war die Ursache meiner Angst- und Panikstörung lange nicht greifbar. Erst durch den Aufenthalt in einer Klinik im Herbst 2022 begann ich, meine Erkrankung zu verstehen und konnte meinen Symptomen endlich einen Namen geben. Zum Glück steckt bei mir keine Depression hinte der Störung, so dass ich besser mit allem umgehen kann. Und genau da setzt auch das Buch an.
Erstaunlich einfach und logisch erklärt Anders Hansen uns Leser:innen, wie es überhaupt zu Depressionen und damit oft verbundenen Ängsten kommen kann. Was passiert im Körper, was sorgt dafür, dass es zu der Erkrankung kommen kann, welche Rolle spielt die Gesellschaft, der aktuelle Zeitenwandel? Es tat gut, zu erkennen, dass psychische Erkrankungen zwar wie aus dem Nichts entstehen können (was natürlich nicht stimmt), aber man Depressionen und Ängste überwinden kann. Ich will mich nicht damit abfinden, mit ihnen zu leben. Aber ich habe etwas begriffen, was auch im Buch gut beleuchtet wird. Ängste sind ein Warnzeichen, eine Art Mitteilung unserer Seele, dass wir endlich innehalten und zur Ruhe kommen müssen. Sie zeigen, dass unsere Seele leidet oder zumindest einiges im Argen liegt.
Es geht nicht nur um die schweren Zeiten, die Rückschläge und die schlechten Gedanken, die man manchmal durchleben muss. Es geht auch um die positiven Seiten, den Weg zurück ins Leben, um Stärke, um Heilung. Ich habe selten ein Buch gelesen, was gleichzeitig informativ, aber auch so positiv ist. Es sorgt nicht dafür, dass man sich noch schlechter fühlt, wie das bei manchem Ratgeber leider der Fall ist, sondern es hinterlässt ein gutes Gefühl. Es sorgt für Hoffnung, Klarheit und gibt mir persönlich viele neue Impulse und Motivation, meinen Weg weiterzugehen. Der Weg der Heilung.
Der Schreibstil ist super verständlich, das Buch ist passend strukturiert und holt uns Leser:innen wirklich gut ab. Es ist sehr informativ, sehr einprägsam, aber auch aufklärend und hoffnungsvoll.
Ich kann „Brain Blues“ nur empfehlen. Es beleuchtet die Erkrankungen von einer anderen Seite, es stigmatisiert nicht und geht sehr offen mit allem um. Sehr empfehlenswert!
4,5/5 *