Elke Schneefuß: Die Postbotin

In letzter Zeit reizen mich Romane, die in er Vergangenheit spielen und sich mit wichtigen historische Ereignissen und Menschen befassen. Deshalb wollte ich auch unbedingt den aktuellen Roman von Elke Schneefuß lesen: „Die Postbotin“.

Regine ist seit ihrer Kindheit durch den Vater mit der Reichspost mental verbunden. Sie kennt nichts anderes und daher war schon immer klar, dass sie den Beruf der Postbotin“ wählt. Sie ist für das Brunnenviertel zuständig in Berlin. Das Buch spielt m Jahr 1919. Sie liebt ihren Beruf sehr, ist beliebt bei den Menschen, die sie mit ihren Briefen und Päckchen versorgt. Aber dann gerät das Berufsfeld der Postbotinnen in Gefahr. Denn die Reichspost plant, die Jobs an Männer zu vergeben, die aus dem ersten Weltkrieg zurück kehren und nicht vor dem beruflichen Nichts stehen sollen. Bei allem Verständnis, aber Regine möchte dies nicht zulassen. Sie will kämpfen. Dabei ist sie nicht allein, sie erhofft sich Hilfe von Evi, die als Telefonistin ebenfalls bei der Reichspost angestellt ist. Aber diese hat nun mal ganz nadere Probleme und sie kann sich nicht auf sie verlassen. Dann lernt Regine Kurt kennen. Er ist Gewerkschafter und sie wendet sich hilfesuchend an ihn. Schaffen die Beiden es, einen Streik der Postbotinnen auszulösen? Und natürlich lassen auch Gefühle nicht lange auf sich warten…

Ich habe großen Respekt vor dem Job der Briefträger:Innen. Sie müssen uns bei Wind und Wetter mit Post versorgen und sind sehr lange und früh schon unterwegs. Es war sehr interessant, in den Beruf hineinzuschnuppern, wie er vor über 100 Jahren mal war. Regine liebt ihre Arbeit und das merkt man ihr auch an. Sie will sich nicht einfach unterbuttern lassen und ihre Stelle an einen Mann abtreten müssen, dazu hängt sie zu sehr an ihren Kund:Innen und an ihren Aufgaben. Mir war klar, dass damals noch Männer eine übergeordnete Stellung hatten und irgendwo habe ich noch Verständnis, dass man die aus dem Krieg zurückkehrenden Männer eine Arbeit anbieten wollte. Aber zu welchem Preis?

Ich mochte den Strang mit Evi, die ein eigenes Schicksal zu ertragen hat, was den zweiten Handlungsstrang bildet und viel Spannung hineinbringt. Die beiden Freundinnen sind einander eng verbunden und es ist schön, dass sich die Handlung nicht nur um Regine und ihren Kampf um die Arbeit dreht.

Das Buch beschreibt den Kampf der Frauen bei der Reichspost- nicht nur um ihre Stellen, sondern auch um Anerkennung und Gleichstellung. Ich habe allerdings mehr erwartet. Leider bleibt „Die Postbotin“ hinter meinen Erwartungen. Und das liegt daran, dass ich mir einfach mehr Tiefe gewünscht habe, was die Beziehung zwischen Regine und Kurt betrifft. Oft waren die Aktionen der Protagonisten für mich schwer begründbar und unverständlich.

Und was ich auch sehr schade finde: wenn sich ein Buch schon so sehr um Arbeitskampf, Streiks und Gewerkschaft, sowie Anerkennung bei Frauen dreht, hätte ich mir auch mehr erwartet. Es kommt irgendwie zu keinem Ende und es gibt auch keine angemessene Lösung.

Am Schreibstil habe ich nichts auszusetzen. Er ist gut verständlich und angenehm. Aber ich konnte mit den verschiedenen Protagonisten nicht ganz so warm werden und mir fehlte einfach ein wenig mehr Tiefgang. Daher kann ich auch nur 3,5/ 5 * geben. Schade. Trotzdem ganz interessant.