Vor wenigen Tagen erreichte mich ein kleines, liebevoll gepacktes Bloggerpaket vom Bloggerportal. Darin enthalten war der von mir ersehnte Roman „Im Ballhaus brennt noch Licht“ von Stephanie Jana. Der Klappentext hat mich schon vor einiger Zeit gecatcht und ich habe mich sehr gefreut, als das Päckchen bei mir ankam. Heute folgt meine Rezension.
Können wir festhalten, wie schön das Cover ist? Ich finde es sehr passend und es gibt den Vibe des Buches perfekt wieder. Denn das Buch spielt Anfang des 20. Jahrhunderts.
Wir befinden uns Berlin. Lulu Schneider kommt aus armen Verhältnissen und sie verbringt nicht wenig Zeit damit, von einer Karriere als Tänzerin zu träumen. Immer wieder zieht es sie zu den Fenstern des nahe gelegenen, beliebten Ballhauses Sternberg. Dort tanzt die Oberschicht, amüsiert sich und genießt die Musik. Bei einem dieser Beobachtungsausflüge trifft sie ausgerechnet auf David, seinem Vater gehört das Ballhaus. Die beiden sind jüdischen Glaubens, was aber kein Problem ist… noch nicht. David und seine Familie schließen Luli in ihr Herz und erfüllen ihren größten Wunsch. Sie wird zu eine der beliebtesten Tänzerinnen ihrer Gegenwart und kommt auch David näher. Die Golden Twenties sind im vollen Gang, Lulu avanciert zum echten Star. Aber dann greift die deutsche Geschichte in das Geschehen ein- und eine Zeit beginnt, die für Juden in Deutschland das Schlimmste ist, was man sich nur ausmalen konnte. Die politischen Verhältnisse ändern sich und fortan beginnt eine dunkle Zeit. Nicht nur für Lulu, insbesondere für die Sternbergs und auch für David.
Ich habe lange keinen Roman gelesen, der seine Zeitebene so wunderbar wiedergibt. Ich habe mich regelrecht als ein Teil der goldenen 20er Jahre gefühlt, die Atmosphäre wird perfekt wiedergegeben, wir erleben den Glamour der Zeit wirklich spürbar mit. Die Geschichte klingt, als könnte sie genau so wirklich stattgefunden haben. Das Ballhaus Sternberg hat mich so fasziniert, ich mochte Lulu sehr gern und ich habe es sehr genossen, dass die Liebe zwischen ihr und David ein zentrales Thema des Storyplott ist. Denn diese Liebe ist intensiv, besonders und geht tief. Die Beiden durchleben so viel miteinander, aber nichts kann die Gefühle zerstören. Zu sehen, wie wervtoll Lulu für die Familie Sternberg wird, war einfach toll.
Das politische Zeitgeschehen wurde sehr gut in die Geschichte transportiert und ich habe die Stimmung wirklich gut wahrgenommen.
„Im Ballhaus brennt noch Licht“ erzählt nicht nur simpel die Geschichte einer jungen Tänzerin, eines Ballhauses- es erzählt uns von menschlichen Tragödien, von Lebenswegen, die tragisch enden, von Menschen, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt und verachtet wurden. Von Warmherzigkeit, von den Golden 20ies, aber auch von so vielen Schicksalen und von so viel Stärke und Liebe.
Ich erlebte ein Wechselbad der Gefühle. Da ist zum Einen die Geschichte von Lulu, die ihren Traum verwirklicht, Tänzerin zu werden. Dann ihre Geschichte mit David, diese innige Liebe, die scheinbar grenzenlos ist. Die politische Machtumverteilung, die bedrohliche Stimmung, die dadurch ausgelöst wird, dann die Schicksale der Menschen, die aber niemals die Hoffnung aufgeben.
Ein sehr einfühlsamer, wunderbarer Roman rund um eine Welt, die leider nicht imaginär ist. Dieses Berlin, dieses Deutschland gab es. Und auch wenn die Charaktere nicht existieren, so gab es tausende von ihnen, die dieses Schicksal erlebten. Sensibel und wunderschön schreibt die Autorin über sie und über die Zeitenwende damals.
Der Roman konnte mich definitiv fesseln und ich hatte so tolle Lesestunden. Das Buch hat mich zu Tränen gerührt und das habe ich nicht erwartet. Ein Roman, der berührt, unterhält und zum Nachdenken anregt.
4,5/5 *