Britney Spears: The Woman In Me

Ich habe schon lange nicht mehr so sehr auf eine Biographie gewartet, als auf die Memoiren von Britney Spears. Ich bin mit ihrer Musik aufgewachsen und sie hat meinen Musikgeschmack nachhaltig beeinflusst. Britney ist ein Weltstar und schwamm von 1999 bis Mitte der 2010er auf der großen Erfolgswelle. Dann stürzte sie ab- und seitdem ist viel passiert. Ihr Vater übernahm 13 Jahre lang die Vormundschaft, gegen die sie sich 2021 nach einem langen Kampf durchsetzen konnte. Ich möchte euch heute berichten, wie nah mir „The Woman In Me- Meine Geschichte“ mir geht.

Ich bedanke mich an dieser Stelle beim Bloggerportal, die mir das Buch sehr pünktlich zur Verfügung gestellt haben. Ich habe mich sehr gefreut, „The Woman In Me“ lesen zu dürfen.

Das Cover ist schlicht und edel gehalten. Wir sehen darauf Britney, das Foto könnte auch aus Zeiten ihres Karrierehöhepunktes stammen. Es ist ein gebundenes Buch und besitzt einen Schutzumschlag. Erschienen ist es im Penguin Verlag und beinhaltet 288 Seiten.

Ich bewerte sonst zum Schluss hin den Schreibstil in einer Rezension. Aber um das Buch zu verstehen, sollte man sich etwas klar machen: Britney schreibt voller Wut, Fassungslosgikeit und teilweise mit der Reife einer jungen Frau Anfang/ Mitte 20. Und das ist nicht weiter vewunderlich. 2007 übernahm ihr Vater ihre Vormundschaft und würdigte sie damit zu einer Frau hinab, die keine eigenen Entscheidungen mehr treffen durfte und nicht mehr autonom lebte.

Britney berichtet von ihrer Kindheit, die alles andere als golden war. Sie war immer auf den Erfolg programmiert worden dank ihrer Eltern. Da ist die Mutter, die keine wirkliche Meinung hatte und eine On-Off-Beziehung zu ihrem Vater führte. Und dieser war starker Alkholiker, er machte nicht nur Britney das Leben schwer, sondern auch ihrem Bruder. Nein, die Spears-Kinder hatten keinen Himmel auf Erden in Louisana, wie man vielleicht vermutet hätte. Es war die Musik, es war das Tanzen und Singen, welche die kleine Britney irgendwie aufrecht gehalten haben. Schon früh sahen die Eltern in ihr eine Möglichkeit, um Geld zu scheffeln. Angefangen hat alles im Disney-Club, irgendwann fand Britney dann einen Manager und Produzenten. 1998/ 1999 veröffentlichte sie mit „…Baby One More Time“ dann ihre Debütsingle. Und dazu muss man nicht mehr viel sagen, oder? Jeder von uns erinnert sich an das Video und den Song. Es ebnete den Weg für eine gewisse Art von Popmusik, die Anfang der 200er riesige Erfolge feierte. Britney gelang der weltweite Durchbruch und musste weiterhin ein gewisses Image erfüllen. Dann kam sie mit Justin Timberlake zusammen. Einige Jahre galten sie als absolutes Traumpaar- aber hinter den Kulissen sah alles anders aus. Darüber spricht die Sängerin offen und ehrlich. Später folgte ihre Ehe mit Kevin Federline, mit dem sie 2 Kinder hat. Der Rest ist bekannt: sie erlitt 2007 scheinbar einen Nervenzusammenbruch und mehrere psychische Krisen. Sie war wirklich am Boden. Aber wenn man „The Woman In Me“ liest, versteht man, warum. Überhaupt versteht man so vieles.

Britney war irgendwann nur noch eine gebrochene Frau, bei der es nur noch um Erfolg und Geld ging. Sie versuchte, sich frei zu schwimmen von ihren Eltern und einem bestimmten Image, was ihr auch gelang. Aber dann schlug das Schicksal zu, sie erlitt besagte Zusammenbrüche und ihr Vater übernahm die Vormundschaft. Lange 13 Jahre lang verwaltete er nicht nur ihre Finanzen, er handelte Verträge für sie aus (sehr fragwürdige) und er sperrte seine Tochter in ein gefühltes Gefängnis. Sie wurde kontrolliert, konnte keinen Schritt ohne Auflagen oder heftige Regeln machen, sie war kein freier Mensch mehr. Sie konnte nicht mehr lieben, wen sie wollte und durfte auch keine weiteren Kinder bekommen. All diese Aspekte, diese Fakten, die sie uns erklärt, haben mich sehr berührt. Eine Frau, die 3 Jahre älter als ich ist, hatte kein Anrecht mehr, ihr eigenes Leben zu führen, selbst Fehler zu machen, eigene Entscheidungen zu treffen, frei zu leben. Ich habe teilweise mit den Tränen gekämpft, so fassungslos hat mich gemacht, was Britney erleben musste. Wir erfahren auch die Wahrheit über ihre angebliche Alkohol- und Drogenabhängigkeit.

Und dann änderte sich 2021 alles. Nach der Bewegung „Free Britney“ erhielt sie endlich, endlich eine Stimme und konnte vor Gericht alles aussagen, was ihr auf der Seele brannte. Das hat mich damals schon so sehr für sie gefreut. Ich habe gehört, mit welchen Worten sie damals schon von ihren Erlebnissen sprach, wie verzweifelt sie klang, aber trotzdem noch so stark. Sie hat mich damals beeindruckt und auch mit „The Woman In Me“ hat sie einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

Die ganze Zeit glaubten wir, die Öffentlichkeit doch, dass es ihr gut geht, oder nicht? Sie veröffentlichte nach dem Mental Break Down 2007 neue Musik, neue Platten, ging auf Tourneen und spielte jahrelang Konzerte in Las Vegas. Ich frage mich: warum? Warum musste sie gezwungen werden? War sie für ihren Vater und ihr Umfeld eine einzige menschliche Gelddruckmaschine? So kam es mir vor. Sie hatte keinerlei Ruhe, um innezuhalten, zu sich zu kommen, ihre psychischen Probleme wurden noch verstärkt durch das unfassbar schlimme Verhalten ihres Vaters und der anderen Leute um sie herum. Es hat mich so schockiert und mitgenommen.

Und trotzdem ist Britney noch hier. Sie weilt noch auf dieser Welt und schlägt sich durch. Der eine oder andere unter uns mag ihre Instagram-Videos vielleicht cringe finden, aber auch das erklärt sie im Buch. Ich dachte, Britney wäre sehr stark angeschlagen was die Klarheit und das Bewusstsein angeht. Aber nein, ihr Buch erzählt etwas ganz anderes. Sie ist eine unglaublich starke Frau, die immer noch Kraft aufbringt, um weiterzuleben. Die Liebe zu ihren Kindern ist groß und grenzenlos, auch das spürt man und sie spielt ein großes Leben in ihrem Leben- und auch im Buch.

Der Schreibstil hat einen wütenden Unterton, er ist manchmal verzweifelt, bitter, aber auch empathisch und kampfwillig. Man merkt: sie hat noch lange nicht mit dem Leben abgeschlossen. Britney spricht endlich- sie wird endlich gehört. Und das ist das, was ich ihr von ganzem Herzen wünsche: dass sie weiterhin ein selbstbestimmtes Leben führen darf und den Weg zurück findet zum Glück- wenn sie das überhaupt schon mal erleben und empfinden durfte.

Ein unter die Haut gehendes, ehrliches und direktes Buch. Wer krasse Offenbarungen erwartet, der wird enttäuscht sein. Ja, sie macht einige heftige Sachen öffentlich, aber es geht hier nicht darum, dreckige Wäsche zu waschen, das merkt man. Sie erzählt aus ihrem Leben und da bleibt es nicht aus, dass manche Dinge schockieren werden.

Ich bin sehr dankbar, dass sie gehört wird und dass ich dieses Buch lesen durfte.

4,5/5 *