Im Penguinverlag ist mit „I love you, Fräulein Lena“ ein ganz besonderes Buch erschienen, welches mich zutiefst berührt hat. Heute möchte ich euch den neuen Roman der Autorin Hanna Aden vorstellen. Und bitte lest ganz bis zum Ende, gebt diesem Buch eine Chance, es lohnt sich sehr!
Das Buch spielt in Nordfriesland im Jahr 1945, inmitten des zweiten Weltkrieges, kurz vor der Niederlage der NSDAP. Immer näher kommen die Armeen der Aliierten/ Besatzer. Lena ist 19 Jahre alt- und mit ihrer Schwester auf der Flucht wie so viele andere unschuldige Menschen. Sie sind Pastorentöchter und stammen aus Pommern, der Weg war schwierig und kräftezehrend. Im Pfarrheim der Gemeinde Niebüll werden sie angenommen und finden endlich, endlich eine Bleibe. Denn die Flucht hat nicht nur für die totale Erschöpfung gesorgt, sondern auch für Angst und Panik. Lena möchte all das hinter sich lassen- neu anfangen. Aber sie ist ein Flüchtling und die sind in Niebüll nicht gerade beliebt. Nur Rainer, der in der Apotheke arbeitet, akzeptiert sie und freundet sich sogar mit ihr an.
Die britischen Besatzer im Dorf sind für Lena ein Lichtblick. Sie arbeitet durch ihre Sprachkenntnisse bald für sie und lernt viele wichtige Dinge wie das Autofahren. Lena spürt endlich, was es heißt, zu leben. Die kurzen Momente der Unbeschwertheit tun gut. Aber dann kommt ein weiterer Flüchtling an- und Lena muss sich ihrer Vergangenheit stellen. Denn sie hat nicht immer alles richtig gemacht!
Ich bin vom Schreibstil der Autorin sehr beeindruckt. Sie schafft es, sich diesem Thema anzunehmen, schafft tiefe, angemessene Emotionen zu wecken in uns Leser:Innen und bewegt mich mit diesem Roman sehr. Ich habe mich in den letzten Monaten für dieses Genre geöffnet, bin trotzdem ziemlich anspruchsvoll und halte „I love you, Fräulein Lena“ für einen großartigen Roman. Das Ganze basiert auf der Familiengeschichte von Hanna Aden und ist damit noch beeindruckender.
Es geht um die Verzweiflung der Flucht, die Erschöpfung, um den Neubeginn, um Hoffnung, Liebe, Familie, Verlust und Trauer. Die Autorin schafft es, mit feinen Zwischentönen zu berühren, mich aber gleichzeitig durch den flüssigen Schreibstil sehr gut zu unterhalten. Es gibt keinen krassen Spannungsbogen- aber der wäre in diesem Buch auch nicht angemessen. Trotzdem hat mich die Geschichte von Lena wirklich abgeholt, hat mein Leseherz erreicht und mich gleichzeitig nachdenklich und berührt zurückgelassen.
Ein eher leiserer Roman, der beim Lesen aber seine Wirkung entfaltet. Sensibel, spannend, traurig und doch hoffnungsvoll. Und so authentisch. Wunderbar.
5/ 5*