Marlen Hobrack: Erbgut. Was von meiner Mutter bleibt.

Marlen Hobrach, die Autorin, muss sich nach dem Tot ihrer Mutter, mit deren Nachlass beschäftigen. Doch dieser besteht nicht aus Geld oder Immobilien, auch nicht aus Schätzen. Nein, es geht um Dinge, welche ihre Mutter angesammelt hat: Nahrungsergänzungsmittel, Putzkram, Decken, Fotos. Und einen Haufen Schulden.

Die Autorin hat einen Bericht über die Entdeckung der Geschichten ihrer Mutter verfasst, der überraschend und schonungslos ehrlich ist und mit einigen Tabus bricht. Es geht um die tiefgründigsten Gedanken und Geheimnisse ihrer Mutter, um gesellschaftliche Fragen, ums Leben. Ihre Mutter hat Dinge gehortet, aber was steckte dahinter? Hat sie den nutzlosen Besitz gebraucht, um etwas zu kompensieren? Sind Menschen so? Verstricken sie sich heillos in Besitz, um ihre Probleme irgendwie akzeptieren zu können?

Mir gefällt die ungeschönte und ehrliche Art der Autorin sehr. Sie analysiert die Geschichten ihrer Mutter und übt gleichzeitig Kritik an unserer Gesellschaft aus. Brauchen wir Konsum, um uns besser zu fühlen? Stellen wir uns unseren Problemen nicht, sondern häufen lieber Besitz an? Eine sehr präzise und interessante Frage, die mich sehr zum Nachdenken gebracht hat.

Ein kluges Buch, welches Impulse schenkt, die wirklich gut tun. Man überdenkt das eigene Handeln, Verhalten, sein Verhältnis zur Mutter sogar und kann sich selbst die eine oder andere Frage beantworten.

Scharfsinnig, direkt, sehr ehrlich und motivierend. Aber auch bereichernd und authentisch.